„Gott sprach zu Mose: Sprich zu Aaron und seinen Nachkommen: So sollt ihr Israel segnen, sagt zu ihnen: Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Gott wende dir sein Angesicht zu und schenke dir Heil!“ Num 6, 22-27.

Der sogenannte aronitische Segen gehört in den meisten christlichen Kirchen zu den Lesungstexten des Neujahrstages. Er steht damit als seit Jahrtausenden bewährter Segen über dem Kalenderjahr. Von ihm inspiriert befinden sich heute unzählige Varianten dieser Formel. Dieser kunstvoll gestaltete Segen besteht aus drei Sätzen: Im ersten Satz wird Gott schlicht um seinen Segen überhaupt gebeten. Der zweite Satz verweist auf die Leuchten am Himmelsgewölbe. Im dritten Satz bitten die Menschen darum, dass Gott ihnen das Angesicht zuwenden möge, dass er ihnen also ganz nahekomme und die menschliche Seite zeige.

Segen heisst: sich, sein Leben, seine Vorhaben, die Menschen, die davonbetroffen sind, auf Gott auszurichten. Segen bedeutet daher mehr, als zu jemandem zu sagen: Ich meine es gut mit dir, ich wünsche dir alles Gute. Segen heisst: Wir rufen Gottes Kraft auf uns herab, in der Gewissheit, dass diese Kraft wirkt.

Ein neues Jahr hat begonnen. Wie schauen wir ihm entgegen? Erwartungsvoll, ängstlich, gleichgültig, zuversichtlich? Wie dem auch sei, beginnen wir es doch mit dem irischen Segenswunsch:

Möge Gott dir im neuen Jahr
mehr Zeit schenken
zu danken als zu klagen.
Mögen deine Freude nach Tagen,
aber dein Kummer nach Stunden zählen.
Mögen alle Tränen des kommenden Jahres
Tränen der Freude sein.

N.Spangenberg