Pünktlich um 07.28 Uhr starteten wir mit zweijähriger Verspätung zur diesjährigen Seniorenreise, die von Alois Brülisauer und Nicole Gemperle schon vor 2 Jahren vorbereitet worden war, aber damals Corona zum Opfer fiel. Mit umso mehr Freude erwarteten wir, was das Programm verhiess.

Nach dem ersten Stopp beim Zoll führte unser Weg im bequemen Car von Toni und Thekla Bünter ins obere Donautal nach Beuron. Alois war perfekt vorbereitet und erzählte uns, wie das Donautal entstand, warum die Donau ins schwarze Meer und nicht in die Nordsee fliesst, und weshalb ein kleiner Teil des Donauwassers im Bodensee landet, wo sie im kalkhaltigen Boden zwischen Immendingen und Möhringen und bei Fridingen verschwindet und andernorts wieder auftaucht (die grösste Quelle ist der Aachtopf) und noch viel mehr. In Dietfurt machten wir im Gasthaus Mühle einen Kaffeehalt. Die dortigen Kaffeetassen fassen schätzungsweise das Dreifache unserer normalen Tassen, dafür vermissten manche das Gipfeli. Entlang der jungen Donau fuhren wir zum Kloster Beuron, wo uns ein Benediktinerpater bereits erwartete. Wir bekamen eine spannende Führung der wundervollen, barocken Wallfahrtskirche zu den 7 Schmerzen Mariens und einen kurzen geschichtlichen Ablauf des Klosters zu hören. Wussten Sie, dass in Beuron eine eigene Kunstrichtung der Malerei entstand, basierend auf ägyptisch inspirierter Form? Die beuronsche Kunst ist besonders in der Gnadenkapelle zu sehen. Auch der Hochaltar ist im Beuroner Stil gehalten. Er passt eigentlich nicht zur barocken Kirche, aber da der Beuroner Stil unter Schutz steht, darf nichts mehr verändert werden.

Anschliessend fuhren wir weiter zum Berghaus Knopfmacher in Fridingen, wo eine herrliche Aussicht auf den Donaudurchbruch bei Beuron, bizarre Felsen und das Tal sich darbot und ein feines Mittagessen mit Blick auf Schloss Bronnen uns sättigte. Zufrieden gings weiter nach Bad Dürrheim. Alois wusste auch hier wieder Wissenswertes zu vermitteln. In Bad Dürrheim stehen noch 2 Solebohrtürme aus dem 19. Jahrhundert.  Das Salz wurde unter Kuppeln gelagert, aber da die Salzförderung in den 1970er Jahren eingestellt wurde, konnte darin das Fasnachtsmuseum eingerichtet werden.

Unsere Führerin Elisabeth sprach natürlich reines Alemannisch und bot uns herzerfrischende, lachmuskelstrapazierende Unterhaltung. Wissenswertes über die Fasnachtsbräuche und -Zünfte der Region wechselten mit humorvollen, manchmal deftigen Sprüchen und Witzen, die die weltliche und religiöse Obrigkeit auf die Schippe nahmen. An der Fasnacht darf man das, doch unterm Jahr war Kritik total unerwünscht bis verboten. Sie redete (natürlich mit Augenzwinkern) ausschliesslich von katholischen Pfarrern. Da Luther die Fastenzeit abgeschafft hatte, gab es für die Evangelischen keinen Grund, Fasnacht zu feiern. Carnevale heisst: Carne – Fleisch / vale – ade. Deshalb verfielen manche Zeitgenossen auf eigentümliche zoologische Ansichten: Was im Wasser schwimmt, ist ein Fisch. Deshalb wurden Enten, Biber und Otter zu Fisch erklärt. Aber auch Folgendes sei vorgekommen: Kam ein Pfarrer in der Fastenzeit in eine Metzgerei. Da hängt ein saftiger, duftender Schinken am Haken. Dem Pfarrer läuft das Wasser im Mund zusammen. Er sagt zum Metzger: «Ich möchte ein Pfund von diesem Fisch!» «Aber Herr Pfarrer,» widerspricht der Metzger, «das ist doch ein Schinken!» Antwortet der Pfarrer: « Interessiert mich nicht, wie der Fisch heisst.» Nicht nur beim Essen, auch in jeder anderen Beziehung wurde während der Fasnacht kräftig über die Stränge geschlagen.

Liebevoll präsentierte wertvolle Masken und Gewänder – Hääs genannt – durften wir bewundern. Auch 4 Schweizer Zünfte haben dort ihre Hääs ausgestellt. Ein Hääs darf auch heute noch nur von Männern getragen werden. Frauen bleibt der Zutritt zur Zunft verwehrt. Doch sie durften immerhin ihre besoffenen Gatten am Morgen zusammenklauben und heimbringen.

Nach einer Erfrischung strebten wir unserem Abendessen auf der Insel Reichenau entgegen. Direkt bei der Schiffslände posierten wir für ein Gruppenfoto. Zur Überraschung aller holte Wisi eine kleine Trompete hervor, verteilte Liedblätter und ermunterte uns zum Mitsingen, bis uns eine feine Spargelcremesuppe und kalte Platten mit noch warmen Brötchen serviert wurden. Wir langten herzhaft zu und genossen den lauen Abend am See.

Unser aller Dank gilt Alois und Nicole, die umsichtig und kompetent diese Reise geplant und geführt haben und Toni und Thekla, die uns sicher gefahren und gut betreut und mit Getränken und Süssem verwöhnt haben.

Monika Cadosch